Leben
Gleich am Anfang des Museums befindet sich das Paul-Freund-Museum. Dabei handelt es sich um eine völlige Neukonzeption, denn die keltischen Fundstücke Paul Freunds, die er rund um den Gabreta-Hügel gefunden hat und überhaupt den Anstoß für das Keltenmuseum gaben, werden an ihren Ursprungsort zurückgeholt und ausgestellt! Wir freuen uns ihnen unser innovatives Konzept des Museumshauses vorzustellen.
Das Leben der Kelten war hart und rau. Als autarke Stämme lebten sie im Gebiet des heutigen Europas. Durch den umfangreichen Anbau von Nahrungsmitteln war es ihnen möglich Subsistenzwirtschaft zu betreiben, welche ihnen Unabhängigkeit brachte. In der Eisenzeit begann man aber auch regen Handel mit den Römern zu betreiben, ihr Wein erfreute sich größter Beliebtheit bei den keltischen Stämmen.
Beliebte Getreidesorten waren Einkorn, Emmer und Dinkel, aus denen Brei oder Brot hergestellt wurde. Für die Kleiderherstellung wurde Lein und Hanf angebaut. Am Acker lassen sich verschiedene Gemüsesorten, wie Sellerie, Kohl, Möhren, Spinat und Hülsenfrüchte finden. Auch Steinobst, wie Kirschen, Pflaumen, Äpfel wurden mit Genuss verzehrt.
Ein wichtiger Energielieferant waren Nüsse, die man sich gern unter den morgentlichen Getreidebrei mischte. Die Walnuss spielte auch im Färbeprozess von Textilien eine wichtige Rolle.
Überaus bedeutsam war auch der Kräutergarten für die keltische Küche, das Färbeverfahren und als Medizin. Der Druide des Stammes stellte daraus verschiedene Tränke, Salben oder Umschläge her. Es wurden aber auch Wildkräuter gesammelt und verarbeitet, zum Beispiel für rituelle Kräuterbüschel, die verbrannt und den Göttern geopfert wurden.
Die Wohnstätten
Bei den Wohnstätten der Kelten handelt es entweder um Häuser in Blockbauweise oder in Flechtwerktechnik, also einem Weiden- oder Haselnusszweiggerüst, das im Anschluss mit Lehm verputzt wurde.
Das imposante Herrenhaus, wo der Fürst des Stammes residierte, zeichnet sich schon allein durch seine Größe und seinen ovalen Grundriss aus. Außerdem wurden die Lehmwände weiß gestrichen, das Dach über dem Eingang ist kunstvoll gewellt.
Zu dem Herrenhaus gehört auch der angrenzende Stall, der bei einfachen Leuten im Wohnhaus integriert war. Der Stall des Herrenhauses war ein eigenständiges Gebäude und von beachtlicher Größe.
Beliebte Tierrassen waren Schafe, um Wolle für Textilien zu erhalten, Ziegen und Rinder für die Milch- und Käseherstellung. Wollschweine, Rinder und Geflügel waren wertvolle Fleischlieferanten. Ebenso wie das Pferd, das jedoch auch als Fortbewegungsmittel und in der Schlacht eine entscheidende Rolle spielte.
Handwerk
Das Handwerk garantierte neben dem Anbau von Nahrungsmitteln und Viehhaltung einen weiteren Sektor, der den Kelten als unabhängigen Stamm ein Überleben sicherte.
Die Verarbeitung von Lein, Hanf und Schafwolle zu Textilien stellt dabei einen wichtigen Bereich dar. Die hohe Luftfeuchtigkeit im Webhaus eignet sich besonders für die Bearbeitung von textilen Geweben. Die zwei bevorzugten Webarten waren die Brettchenweberei, womit vor allem Bordüren, Gürtel oder Säume hergestellt wurden und die Arbeit am Hochwebstuhl, an dem man verschiedene bunte Stoffmuster -gestreiftem, gepunktete oder karierte - produzierte. Das Spezielle am Webhaus ist, dass es in einer Grube gebaut wurde. Dieses Verfahren begünstigte wiederum die hohe Luftfeuchtigkeit im Haus und war zugleich ein Brandschutz.
Ähnliches galt für die Schmiede, auch diese wurde in einer Grube gebaut, um die Brandgefahr zu vermindern und zugleich den Erdgöttern, den Herrschern über das Feuer, näher zu sein. Die Bearbeitung von Eisen spielte bei den Kelten eine sehr wichtige Rolle, da dieses robuste Material sehr viel stabiler war, als Bronze.
Bevor aber in der Schmiede mit der Bearbeitung des Eisens begonnen werden konnte, musste erst Eisen aus Eisenerz hergestellt werden, was mit Hilfe eines Rennofens geschah. Dieser konnte nur einmal verwendet werden. Man gewann dadurch die überaus wertvolle flüssige „Schlacke“, die so bedeutend für die keltische Schmiedekunst war. Auch die Römer schätzten diese sehr.
Das hartgewordene Eisen konnte nun in der Schmiede erhitzt und bearbeitet werden. Für Schwerter, Dolche, Speere und Äxte wurde das Material mehrfach gefaltet, was wir auch heute noch von Damastmessern kennen. Dieses Verfahren erhöhte die Stärke und Flexibilität keltischer Waffen.
Es wurden jedoch nicht nur Waffen hergestellt, sondern auch Geschirr und Schmuck oder Fibeln für Kleidungsstücke, ein Vorläufer unserer heutigen Sicherheitsnadel. Der Schmied genoss innerhalb des Stammes gleich nach dem Fürsten und Druiden den höchsten Stellenwert.
Töpfern
Das Töpferhaus diente als Werkstätte für Töpferwaren. Zuerst wurden verschiedene Gefäße und Behältnisse aus Tonwülsten hergestellt, die spiralförmig aufeinandergelegt wurden.
In der späteren Zeit wurden Töpferwaren hauptsächlich mit der Drehscheibe hergestellt. Diese stammte ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Hier hatten die Kelten eine römische Erfindung adaptiert, ähnliches galt übrigens auch für das Münzsystem.
Manche Tongefäße wurden mit Grafit versehen, dadurch wurde das Material feuerfest, ideal für Kochgeschirr. Unsere Gegend der Bayerische Wald hat sehr viele Grafitvorkommen, was von den Kelten ausgiebig genutzt wurde.
Im Anschluss wurde die Tonware im Tonofen gebrannt. Dieser besteht wie der Brotback-Ofen aus einem Haselnuss- oder Weidenflechtwerk, das mit Lehm verputzt ist. Durch die Öffnung wurde dann das Brennmaterial gelegt und im Anschluss bei ca. 800° 8-10 Stunden gebrannt.
Kult
Im Gegensatz zum Christentum verehrten die Kelten viele verschiedene Götter. Diese Zeremonien wurden in speziellen Tempelanlagen vollzogen oder direkt im Freien in Hainen abgehalten.
Bei dem Tempel in Gabreta handelt es sich um einen gallo-römischen Umgangstempel, der bereits eine kulturelle Vermischung in der späten Latènezeit und darüber hinaus vorwegnimmt. Auffällig ist das zweistöckige Dach, das gen Himmel strebt und mit Fenstern versehen ist. An der Nordseite befinden sich keine Fenster, da es sich dabei um die „schlechte Seite“ handelt. Auch heute noch kann man beobachten, dass Vögel Nistkisten meiden, deren Öffnung Richtung Norden zeigt. In den meisten Wohnhäusern befanden sich ursprünglich keine Fenster, da es noch keine Möglichkeiten zur Abdichtung im Winter gab.
An sonnigen Tagen ist ein freudiges Licht-Schatten-Spiel an der Holzverkleidung im Umgang des Tempels zu erkennen, was eine ganz besondere Atmosphäre erzeugt. Im Inneren befindet sich eine Holzreplikation des „Keltenfürsten von Glauberg“. Nicht nur der Götterglaube spielte bei den Kelten eine wichtige Rolle, sondern auch der Ahnenkult. Den Göttern wurde Tiere und sogar Menschen geopfert, um sie milde zu stimmen: Bei Ausgrabungen fand man Depots von Waffen, Pferdegeschirr und Menschenknochen.
Geopfert wurde aber auch unter freiem Himmel an einer gesonderten Feuerstelle, meistens in Eichen- oder Holunderhainen, welche für die Kelten als heilig galten. Auch in Gabreta werden regelmäßig Zeremonien abgehalten, hier werden aber höchstens verschiedene Pflanzen dem Feuer geopfert. Für alle Beteiligten ist vollkommene Stille geboten!
Stark auffällig sind die auf dem ganzen Gelände verstreuten bunten Bänder in Bäumen und Büschen. Diese Wunschbänder wurden von Besuchern aufgehängt und stehen stellvertretend für einen Wunsch, der dann in Erfüllung geht, wenn sich das Band von selbst löst.
Neben dem Tempel befindet sich ein Grabhügel. Die Kelten bauten ihre Gräber nicht unterirdisch, wie wir es von katholischen Friedhöfen kennen, sondern überirdisch.
In der Urnenfelderzeit wurden die meisten Leichen verbrannt und in Grabgruben bestattet. Zu Beginn der Hallstadtzeit änderte sich dieser Ritus, es wurden rechteckige Gruben ausgehoben, in denen der Tote kunstvoll mit Grabbeigaben aufgebahrt wurde. So konnten die Trauernden noch einen letzten Blick auf den Verstorbenen werfen, bevor das Grab zugeschüttet und ein Hügel errichtet wurde. Je nach Stellung des Mannes waren die Gräber verschieden groß. Am Scheitel war oft eine Stele platziert, ein Vorläufer des heutigen Grabsteines. Jene in Gabreta erinnert auch wieder an den „Keltenfürsten von Glauberg“. In der Latènezeit war die vorherrschende Bestattungsart dann das Flachgrab, wie wir es heute kennen. Lediglich ein flacher Erdaufwurf oder ein Pfahl markierte das Grab.